Vorreiter in der Region: Smart Factory Mittelhessen als Testfeld für Industrie 4.0

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Die Schaffung der "Smart Factory Mittelhessen" an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) hat dazu beigetragen, den Begriff "Industrie 4.0" für kleine und mittelständische Unternehmen greifbarer zu machen und die Potenziale dieser Entwicklung für sie sichtbar zu machen. Bisher war es für diese Unternehmen eine Herausforderung, den Nutzen und die Möglichkeiten der Industrie 4.0 zu verstehen und in ihre Geschäftsprozesse zu integrieren. Die Realisierung der "Smart Factory Mittelhessen" wurde durch das entschlossene Engagement der THM, die großzügige finanzielle Unterstützung öffentlicher Fördermittel und Stiftungen von Unternehmen aus der Region ermöglicht. Die "Smart Factory Mittelhessen" fungiert nun als Demonstrationszentrum, das kleinen und mittelständischen Unternehmen konkrete Einblicke in die Industrie 4.0 gewährt, sie bei der Implementierung unterstützt und ihnen hilft, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Zusammenarbeit für den Fortschritt: THM und regionale Unternehmen ermöglichen smarte Fabrik in Gießen

Smartphone-Zubehör der Zukunft: Dr. Anne-Kathrin Roth von den Stiftungsunternehmen erhält die bahnbrechende, autonom produzierte Handyhalterung bei der Demonstration. (Foto: Technische Hochschule Mittelhessen)

Smartphone-Zubehör der Zukunft: Dr. Anne-Kathrin Roth von den Stiftungsunternehmen erhält die bahnbrechende, autonom produzierte Handyhalterung bei der Demonstration. (Foto: Technische Hochschule Mittelhessen)

Das Gießener Real-Labor hebt sich als einzigartige Einrichtung hervor, in der nicht nur gelehrt und geforscht, sondern auch die Demokratisierung der Automation von Fertigungsprozessen und der Zusammenarbeit mit Robotern vorangetrieben wird. Prof. Dr. Christian Überall, der Initiator und Leiter der SFM-Einrichtung, betonte bei der offiziellen Eröffnung, dass das Ziel darin besteht, die Konzepte der Industrie 4.0 für jedes produzierende Unternehmen zugänglich zu machen. Die smarte Fabrik dient als anschauliches Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Hochschule und der heimischen Wirtschaft. Durch die großzügige finanzielle Unterstützung von regionalen Stiftungsunternehmen und Sponsoren wird gewährleistet, dass Unternehmen unabhängig von ihrer Größe die Möglichkeit haben, von den modernen Fertigungstechnologien zu profitieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Sicherheit und Genauigkeit verbessert: Menschliches Eingreifen obsolet bei der Handyhalterung im Produktionsprozess (Foto: Technische Hochschule Mittelhessen)

Sicherheit und Genauigkeit verbessert: Menschliches Eingreifen obsolet bei der Handyhalterung im Produktionsprozess (Foto: Technische Hochschule Mittelhessen)

Für die Realisierung des Projekts wurden erhebliche finanzielle Mittel aufgebracht. Die Finanzierung setzte sich aus mehreren Quellen zusammen, darunter 500.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung sowie 380.000 Euro vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der WI-Bank. Die Koordination der Anträge, Ausschreibungen und Beschaffungsprozesse oblag Martina Hütten aus dem Referat "Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs" der Hochschule und Britta Dietz aus der Haushaltsabteilung. Überall bedankte sich ausdrücklich bei beiden für ihre unverzichtbare Rolle bei der raschen Umsetzung des Projekts. Die Investitionen flossen in eine breite Palette verschiedener Technologien, einschließlich eines 3D-Druckers, autonomer Flurförderfahrzeuge, einer CNC-Fräse, einer Spritzgussmaschine sowie eines vollwertigen Industrieroboters. Überall betonte die Fähigkeit dieser Technologien, miteinander zu kommunizieren, und versprach, dass gegebenenfalls dafür gesorgt werde, dass sie diese Fähigkeit nach dem Auspacken besitzen.

In einer eindrucksvollen Demonstration erhielt Dr. Anne-Kathrin Roth, als Vertreterin der Stiftungsunternehmen, eine vollständig autonom gefertigte Handyhalterung. Diese Vorführung zeigte auf anschauliche Weise, wie die Technologie effektiv miteinander kommuniziert. Das Produkt, das in der Stiftungsunternehmen für Fertigungstechnik und Mikroelektronik (SFM) hergestellt wird, ist einfach, aber dennoch ein beliebtes Mitbringsel: eine umweltverträgliche Handyhalterung. Dr. Anne-Kathrin Roth hatte die spannende Möglichkeit, im Webshop der SFM eine personalisierte Halterung auszuwählen. Sobald sie ihre individuellen Präferenzen festgelegt hatte, setzte sich eine kleine Flotte von Robotern in Bewegung. Sie holten die erforderlichen Einzelteile aus dem Regal, fuhren zu den entsprechenden Bearbeitungsplätzen, wo sie beschriftet und zusammengesetzt wurden. Schließlich wurden die fertigen Halterungen in Versandtaschen verpackt.

Professor Überall betonte, dass im gesamten Prozess kein menschliches Eingreifen notwendig sei. Weder das Schreiben von Dateien noch die Bedienung von Maschinen und Werkzeugen seien erforderlich. Trotzdem habe man bewusst die SMF als kollaborative Plattform für Mensch und Maschine konzipiert, da in den meisten Produktionshallen heute und auch in Zukunft noch immer Menschen tätig sein werden. Bei der Herstellung der Handyhalterung ist kein menschliches Eingreifen erforderlich. Dadurch könnten sich die Mitarbeiter gefahrlos innerhalb der Fabrik bewegen, da die Technik Rücksicht auf sie nehme und gegebenenfalls Vorgänge unterbreche oder selbstständig alternative Wege finde, falls jemand im Weg stehe. Dies gelte gleichermaßen für die Produktion einer Handyhalterung oder eines komplexeren Produkts.

Künftig wird die Smart Factory Mittelhessen nicht nur eigene Lehrveranstaltungen anbieten, sondern auch regelmäßig für Interessierte aus der Wirtschaft zugänglich sein. Christian Überall erläuterte, dass die Besucher lediglich darüber nachdenken müssen, wie sie die in der Smart Factory angewandten Prozesse auf ihre eigene Produktion übertragen können. Bei der Eröffnung signalisierten auch HessenMetall sowie die Industrie- und Handelskammern Gießen-Friedberg und Lahn-Dill ihr Interesse an einer möglichen Zusammenarbeit mit der Smart Factory Mittelhessen.

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